Nachhaltig die Region gestalten – dieser Slogan, 2018/19 Jahresmotto an der Praxis-HAK Völkermarkt, deutet auch auf die Frage hin, wie ein ressourcenschonendes Leben künftig aussehen kann. Als – für europäische Verhältnisse – innovatives Unternehmen hat sich daher Die Wurmfarm den Völkermarkter Jugendlichen präsentiert. Von ihren Produkten konnten sich in diesem Schuljahr Schüler/innen bei Workshops wie auch beim Wirtschaftstag überzeugen.

Ehe das Schuljahr langsam, aber sicher in die finalen Wochen einbiegt, erinnern sich die Unternehmensgründer Lisa-Marie Schaden und Andreas Koitz noch einmal an das Gastspiel an der Schule und blicken gespannt in die Zukunft.


Wie kommt man auf die Idee, eine Wurmfarm zu gründen?

Die Schneckenfarm war schon vergeben. 😉 Nein, unsere Beweggründe für die Insektenzucht waren vielseitig, unter anderem die nachhaltige und ressourcenschonende Produktion von Lebensmitteln, die das Unternehmen in Zukunft wirtschaftlich betreiben lässt. Die Insekten haben sich auf Grund des geringen Platzbedarfs und des hohen Protein- und Nährstoffgehalts angeboten. Die Zucht selbst war für uns außerdem eine gewisse persönliche Herausforderung.

Wir sind auf die Idee gekommen, als bei einer Genussveranstaltung Insekten angeboten wurden und wir mit dem Händler darüber sprachen, dass es generell kaum Insektenzüchter gibt und in Österreich nur einen einzigen Heuschreckenzüchter. Da Lisa schon während ihrem Studium Erfahrung mit der Zucht von Mehlwürmern hatte, haben sich diese Insekten natürlich angeboten. Wir züchten inzwischen aber auch schon andere, nicht wurmartige Insekten.

Insekten gelten als wichtiges Nahrungsmittel der Zukunft. Wie weit ist diese Entwicklung bereits?

So ist es, es handelt sich bei den Insekten nicht um einen kurzzeitigen Trend, sondern um ein Nahrungsmittel wie jedes andere, das am europäischen Markt einen Platz bekommen wird – in etwa so, wie es schon vor einigen Jahren mit Sushi, Garnelen oder Shrimps der Fall war. Die Anfänge waren mit Insekten als Pet-Food für Reptilien, Vögel und weitere Haustiere. Seit wenigen Jahren gibt es Insekten als Lebensmittel am Markt, seit 2018 dazu die Novel-Food-Verordnung, in der Insekten als neuartiges Lebensmittel eine Zulassungsphase bis 2020 durchlaufen. Weltweit werden Insekten natürlich schon seit mehreren 1000 Jahren verzehrt. In den kommenden Jahren werden Insekten auch zusätzlich als Futtermittel bzw. Proteinquelle für Nutztiere eingesetzt werden. Der Lavanttaler Mehlwurm hat es mittlerweile schon bis nach Amerika und Marokko geschafft und wurde dort genüsslich verzehrt.

Ihr Unternehmen ist bereits bei vielen Veranstaltungen präsent, zuletzt auch mit einem Grundkurs in Mehlwurmzucht. Wie kann man sich den Alltag einer Wurmfarm-Besitzerin vorstellen?

Es wird zunehmend mehr, das stimmt. Wir versuchen auch immer wieder direkt mit unseren Kunden in Kontakt zu treten und möchten das Thema so für alle leichter zugänglich machen. Der Mehlwurm-Grundkurs ist entstanden, da wir immer wieder Nachfrage dafür bekommen haben, und er ist auch bereits nach kurzer Zeit ausgebucht gewesen. Es werden sicherlich weitere Kurse angeboten. Der Alltag ist bei uns sehr abwechslungsreich, da wir neben der Produktion und Weiterverarbeitung der Mehlwürmer auch das Marketing, die Forschung, den Einkauf, die Produktentwicklung und teilweise den Vertrieb selbst machen.

Es gibt viele Parallelen zur konventionellen Landwirtschaft. Auch wir müssen landwirtschaftliche Fläche bewirtschaften, die Mehlwürmer füttern wir zweimal die Woche zusätzlich mit geschredderten Karotten bzw. Gemüse, wir sortieren sie regelmäßig, müssen alles sauber und reinhalten und die Weiterverarbeitung passiert im Hygieneraum im Nebengebäude. Zu diesen regelmäßigen landwirtschaftlichen Arbeiten kommen zusätzlich Dinge wie EU-Anträge schreiben, Buchhaltung, Führungen in der Wurmfarm machen, verschiedene Produktionspartner besuchen, mit denen gemeinsame Produkte kreiert werden – und natürlich verschiedene Veranstaltungen besuchen, um präsent zu sein. Es ist also immer etwas los bei uns.

Was steht für Sie in der Arbeit mit den Jugendlichen im Vordergrund? Konnten Sie ihnen die Scheu nehmen?

Im Vordergrund steht für uns, dass die Jugendlichen natürlich den Zugang zu diesen neuartigen Lebensmitteln bekommen, verstehen, woher die Insekten kommen und welchen Nutzen sie für uns haben. Die Scheu verliert man nicht beim ersten Verkostungsversuch gänzlich, die meisten kosten auch und vor allem in einer Gruppe fällt es vielen leichter. Die Scheu verliert man aber erst nach mehrmaligem Kosten. Da haben unsere Eltern sehr gute Arbeit geleistet und die kulturelle Hemmung in uns gegen Insekten stark gefördert. Es ist nicht leicht, das zu überwinden, auch für uns selbst waren die ersten Male schwieriger. Bei Kleinkindern ist dieses Thema einfacher, sie sind neugierig und generell offen für alles Neue und probieren auch gleich, solange die Eltern es zulassen und fördern.

Woraus besteht Ihre Produktpalette? Welche Waren sind bei den mutigen Kund/Innen der Renner?

Unsere Produktpalette ist breit gefächert, sie reicht von den vorgekochten, gefrorenen Würmchen für die Gastronomie bis zu den gerösteten, gesalzen Würmchen im Probierröhrchen für die Neugierigen. Die Chili-gefütterten Würmchen geröstet und gesalzen sind unser Highlight mit leichtem Prickeln auf der Zunge und dem leicht mild-scharfem Geschmack von den Chilis. Dann haben wir Nudeln und Chips mit 11%-igem Mehlwurm-Pulver und natürlich 100% des Mehlwurm-Pulvers. Demnächst kommen Honig-Würmchen, Würmchen-Schokolade und eventuell ein Riegel auf den Markt. Hunde und Hühner Leckerlis gibt es auch schon auf Anfrage. Und wenn alles gut geht mit der Zulassung, dann haben wir ab Herbst einen Mehlwurm-Dünger für Gemüsepflanzen. Das Highlight im Sommer werden das Mehlwurm-Kochbuch „Heimisch Kochen mit dem Mehlwurm“ und das Mehlwurm-Kinderbuch „MartyMcWurm – Mehlwurm-Geschichten“ werden. Der Renner sind und bleiben aber die Chili-gefütterten gerösteten Mehlwürmer.

Sie weisen auf www.diewurmfarm.at auf die besonderen Nährwerte Ihrer Produkte hin, machen diese aber auch per „Tastywormblog“ schmackhaft. Eigenen sich Würmer dank Social-Media-Marketing zum Lifestyle-Produkt?

Ja, unsere Produkte eignen sich auf jeden Fall als Lifestyle-Produkte. Unsere Zielgruppe sind vor allem neugierige, offene, gesundheitsbewusste Menschen jeder Altersklasse, die sich für nachhaltige, resourcenschonende, regionale Lebensmittel interessieren. Davon findet man sicher viele auch auf Social Media und daher sind wir auch auf Instagram und Facebook vertreten.

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Der Kern der Wurmfarm Familie Andreas und Lisa mit dem jüngsten Würmchen Tiana, Kater Sirius und den Hütehunden Pearl, Maili und Jack stellt sich vor. 🐛🐛🐛 Mittlerweile ist das Team Wurmfarm aber schon viel größer und hat richtig viel Energie für weitere große Schritte in Richtung Insekten als Nahrung der Zukunft. Die Wichtigsten sind aber unsere Kunden, die Mutigen, die Neugierigen, die Feinschmecker und die Ernährungsbewussten unter euch, die sich nicht von kultureller Hemmung leiten lassen, sondern mutig das Neue probieren und etwas beitragen am Umweltschutz. Vielen Dank Jasmin Pieber für das tolle Fotoshooting 😎👍 #insectfarming #österreich #austria #insektenzucht #mehlwürmer #dieWurmfarm #farm #babygirl #besonders #protein #zukunft #zukunftsthema #edibleinsects #familygoals #mithundundkatz #instacat #instadog #sheltiepower #aussiepower #mondaymotivation

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