Im November 1995 erklärte die UNESCO auf Antrag Spaniens den 23. April zum Welttag des Buches und des Urheberrechts. Die UNESCO möchte mit dem Welttag des Buches und den damit verbundenen weltweiten Aktivitäten Buch und Lesen fördern. Prof. Maria Mrčela hat als Schulbibliothekarin der Praxis-HAK Völkermarkt nun dazu aufgerufen, anlässlich dieses Ehrentages sein bevorzugtes oder auch aktuelles Buch vor den Vorhang zu holen. Denn sie betont, dass aktuell das Lesen wieder Platz gewinnt: „In Zeiten von Corona und der dadurch resultierenden Isolation sind einige von uns wieder auf den Geschmack gekommen, haben ihre Buchbestände durchforstet und Zeit gehabt, erneut in ihren Lieblingsbüchern zu schmökern.“

Und ehe wir ausgewählte Beiträge von Mitgliedern der Schulgemeinschaft präsentieren, hier noch ein Einwurf von Eva Malz, die als Mitarbeiterin der Mediathek und Mutter einer Schülerin der Praxis-HAK dem Aufruf zur Beteiligung auf Facebook gleich gefolgt ist und mit einem Zitat des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt Wirtschaft und Geistesleben vereint:

„Der […] Buchhandel ist ein gut verzweigtes Netz geistiger Tankstellen.“

– Helmut Schmidt

Weitere Beiträge folgen schrittweise.


Prof. Maria Mrčela: Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten

Ein „All-time-Favourite“ ist für mich der schmale Band des Wiener Schriftstellers Friedrich Torberg „Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten“. Einige von euch kennen ihn als Autor des in der Schule gern gelesenen Romans „Der Schüler Gerber“, in dem der sadistische Mathematikprofessor Artur Kupfer – auch „Gott Kupfer“ genannt – seinen in diesem Fach schwachen Schüler Kurt Gerber demütigt und quält, bis dieser nach seiner mündlichen Reifeprüfung so verzweifelt ist, dass er – noch vor der Verkündigung der Ergebnisse – aus dem Fenster springt.

Seine Geschichten und Anekdoten über die Tante Jolesch und ihre Zeitgenossen sind allerdings weitaus amüsanter und humorvoller. Er beschreibt darin eine Welt, die es zur Zeit der Veröffentlichung des Werkes im Jahr 1975 bereits nicht mehr gegeben hat. In bunten Farben malt er die versunkene Ära der Habsburger Monarchie, des jüdischen Bürgertums und ihrer exzentrischen Künstlerschar, bevölkert von interessanten und geistreichen Sonderlingen und Originalen, wie es sie kaum mehr gibt. Ein echter Lesegenuss sind die Kommentare der legendären Tante Jolesch, die es angeblich in jener Zeit in jeder Familie gegeben hat. Berühmt ist vor allem jenes Bonmont über allzu eitle Männer: „Was ein Mann schöner is wie ein Aff, is ein Luxus.“

Und wer wissen will, was das Geheimnis ihrer allseits beliebten und hoch begehrten Krautfleckerl ist, sollte das kleine Büchlein auf jeden Fall lesen!


Leonie Sablatnig: Charlotte Bronte: Jane Eyre

Das Roman „Jane Eyre“ wurde das erste Mal 1847 von Charlotte Bronte in der Weltsprache Englisch veröffentlicht. Charlotte Bronte, geboren am 21. April 1816 in Thornton, war die älteste von drei Schriftstellerinnen berühmt gewordenen Schwestern. Nachdem sie ihre Ausbildung als Lehrerin beendete, arbeitete sie von 1842 bis 1844 als Gouvernante. Sie baute ihre eigenen Lebenserfahrungen auch in ihre Bücher mit ein. Neben „Jane Eyre“, ihrem Meisterwerk, schrieb sie auch noch die Romane „Shirley“ „Vilette“ und „The Professor“. Sie starb in dem Alter von 39 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung.

„Das Tageslicht begann aus dem Roten Zimmer zu schwinden, es war vier Uhr vorbei, und der wolkenverhangene Nachmittag versank in trübem Zwielicht. Noch immer hörte ich den Regen beharrlich gegen das Fenster im Treppenhaus schlagen und den Wind im Wäldchen hinter dem Herrenhaus heulen; allmählich wurde ich kalt wie ein Stein, und mein Mut sank.“

Ich habe dieses Buch bei einem Deutsch-Auftrag lesen müssen und habe mir am Anfang gedacht, dass es ein überbewertetes Buch sei, da es wirklich viele Seiten hatte. Jedoch nach ein paar Seiten bemerkte ich, dass dieses Buch nicht wie viele andere Bücher ist. Hinter diesem Buch stecken viele glückliche, aber auch herzzerreißende Gefühle und Geschichten.

Keiner der Leser wird ahnen, wie sich Jane Eyres Weg entwickeln wird und nimmt auch daran Anteil, wie sie die Geschehnisse reflektiert. Jane Eyre wird in dem Buch als eine sehr starke Frau dargestellt, die keine höhere gesellschaftliche Stellung anstrebt, sondern sich um die inneren Werte eines Menschen kümmert. Die Besonderheiten dieses Buches sind die vielfältigen Charaktereigenschaften der Figuren.


Prof. Claudia Eberhard: Michael Schofield: Ich will doch bloß sterben, Papa

Eines meiner Lieblingsbücher, welches ich zu Weihnachten während meines Studiums bekam und innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe, trägt den Titel „Ich will doch bloß sterben, Papa“. Beim Text von Michael Schofield handelt es sich um eine wahre Geschichte.

Ein Vater erzählt aus der Ich-Perspektive über den Alltag mit seiner schizophrenen Tochter und kritisiert dabei unsere Gesellschaft und Moral in Bezug auf psychische Erkrankungen. Seine Tochter hat die Diagnose Schizophrenie, ist nicht von einem Dämon besessen, noch ist sie ein Opfer eines Missbrauchs. Ja, auch Schizophrenie kann pränatal entstehen, dh das Kind wird mit dieser Erkrankung geboren und kommt meist erst im Kleinkindalter zum Vorschein. Unwissenheit macht Menschen Angst und viele brauchen einen Schuldigen, doch als seine Tochter zum ersten Mal sagt: „Ich will doch bloß sterben, Papa“, wissen die Eltern, sie müssen etwas unternehmen. Sie stellen die Zeit mit der Familie in den Mittelpunkt. Es gibt viele Schicksalsschläge und wahnsinnig viel Liebe und Verständnis innerhalb der Familie.

„Jani lebt in einer Welt aus Halluzinationen und gewalttätigen Vorstellungen mit Hunderten imaginärer innerer Freunde. Manche davon sind gute Freunde, viele aber schlechte: Eine Ratte flüstert ihr ein, ihren jüngeren Bruder zu misshandeln, eine Katze sagt ihr, sie solle sich selbst töten, eine Stimme in ihr drängt sie dazu, aus dem Fenster zu springen. Und mittendrin in diesem Chaos aus nicht enden wollenden Wahnvorstellungen und Wutanfällen: Janis Eltern, die alles daransetzen, das Leben ihrer beiden Kinder zu schützen, während die Familie auseinanderzubrechen droht.“


David Schludermann: Ernest Cline: Ready Player One

Ein exzentrischer Milliardär, der den Schlüssel zu seinem Erbe in einem gigantischen Online-Computerspiel versteckt und die Welt damit vor das größte Rätsel aller Zeiten stellt. Ein Konzern, der über Leichen geht, um sich dieses Erbe anzueignen. Und ein junger Spieler, der den ersten brauchbaren Hinweis findet. Wir schreiben das Jahr 2044. Möge die Jagd beginnen…

Es geht um den Teenager Wade, oder wie er sich in der Virtual-Reality-Welt „OASIS“ nennt, Parzival. Jeder in der Zukunft verbringt die Zeit in der OASIS. Aus dem einfachen Grund, dass es der letzte Ort ist, an dem die Menschen leben können, wie sie wollen. Sogar der Unterricht wird dort geführt. Der verstorbene Milliardär und Erfinder der OASIS hinterließ drei Schlüssel, um an sein Vermögen zu kommen. Eines Tages entdeckt der Nerd Parzival den ersten Schlüssel und nun möchte ihn ein Konzern mit einer ganzen Armee aufhalten und das Erbe selbst erhalten.

Das Buch wurde im Jahr 2018 verfilmt und bevor ich den Film sehen wollte, hatte ich vor, das Buch zu lesen. Eigentlich hat das Buch mein Vater bestellt, aber als es mal so herumlag, nahm ich es in die Hand und las ein paar Seiten. Ich wurde direkt in die moderne Welt hineingezogen und habe es verschlungen. Es war einfach unglaublich spannend geschrieben und es wurden so viele Referenzen zu den verschiedensten Videospielen und den 80ern eingebaut. Das Beste war, dass sich die Geschichte wie ein Film in meinem Kopf abspielte. Abschließend ist zu sagen, dass ich einfach nur erstaunt war und wer Games und die 80er liebt, sollte auf jeden Fall zuschlagen.

Prof. Martin Erian: Leif Randt: Allegro Pastell

Wenn man sich ständig mit Büchern auseinandersetzt, gelingt es nur schwer, einen absoluten Liebling zu benennen. Und wenn man sich als Deutschlehrer laufend mit Klassikern der Literaturgeschichte beschäftigt – und von ihnen mag ich viele auch persönlich sehr! –, kommt man viel zu selten dazu, neue Werke kennenzulernen. Diesen Kreislauf habe ich nun durchbrochen und mir in diesen besonderen Zeiten ein Buch besorgt, das „die perfekte Durchdringung der Gegenwart“ verspricht.

Das schrieb jedenfalls kürzlich mit Ijoma Mangold einer der bedeutendsten Literaturkritiker der Gegenwart in der deutschen Wochenzeitung Die Zeit über Roman Allegro Pastell, den der deutsche Schriftsteller Leif Randt in diesem Jahr veröffentlicht hat. Mangold hielt dazu fest: „Von diesem Buch könnte eine neue Jugendbewegung ausgehen. Sie würde die erste sein, die den Fetisch der Unmittelbarkeit durch ein Konzept reflexiver Hipness ersetzt. Allegro Pastell ist definitiv eines der wichtigsten Bücher der deutschen Gegenwartsliteratur seit Christian Krachts Faserland. Kein Millennial wird künftig einen Roman schreiben können, ohne sich zu Allegro Pastell zu verhalten.“

Ob wirklich jeder Roman eines jungen Autors über unsere Zeit sich daran messen wird müssen, wird man sehen, doch tatsächlich zeigt das Buch Menschen, die im Hier und Jetzt leben, in Postings, Selfies, im Drang nach lässiger Selbstverwirklichung und immer wieder in der Sorge, den Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Ich bin aber erst im ersten Drittel. Mal sehen, wie es weitergeht…


Weitere Statements

Die angehende Maturantin Katja Tscherteu beschäftigt sich aktuell mit Robert B. Cialdinis Die Psychologie des Überzeugens – und will manchen Tipp auch gleich umsetzen. „Ich habe das Buch von meinem Freund empfohlen bekommen, da er selbständig ist und aus dem Buch einige Sachen im realen Leben umsetzt. Nun hab ich mir das Buch geschnappt und bin sehr begeistert. Man kann wirklich im echten Leben umsetzen. Ein Beispiel: Cialdini beschreibt, wie kleine Gesten große Gesten nach sich ziehen. Wenn man jemandem einen Gefallen, ein kleines Geschenk oder anderes macht und das nächste Mal eine etwas größere Geste von ihm verlangt sind Personen eher dazu geneigt, ja zu sagen. Das ist eine Stelle aus dem Buch, die ich sicherlich in nächster Zeit einmal ausprobieren werde.“

Elena Purkowitzer wagt sich aktuell an einen Roman von André Aciman heran. Gemeinsam mit Kolleginnen aus der 1BK wird sie diesen erarbeiten. Sie sagt: „Ich lese gerade das Buch ‚Call me by your name‘. Mich hat das Buch sehr angesprochen, da ich auch den Film dazu kenne. Der Film war sehr spannend aber auch sehr romantisch 👍😊.“ Klassenkollegin Elena Podgornik stimmt zu: „Ich habe schon viele Bücher dieser Art gelesen und doch berührt mich dieses mehr als jedes andere. Ich kann mich eins zu eins in die Situation und Gefühle des Protagonisten hineinversetzten, dass es mich jedes Mal schockiert, wie meinen Gedanken doch teilweise ihm ähneln. Die einfachsten Sätze im Buch können solche Emotionen in einem hervorrufen.“

Markus Hartl dagegen ist ein Fan von „Erebos“ von Ursula Poznanski: „Das Buch ist sehr spannend und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. In dem Buch geht es um ein Computerspiel, welches an einer Londoner Schule die Runde macht. Die Spielregeln sind aber äußerst streng: Jeder hat nur eine Chance, Erebos zu spielen. Er darf mit niemandem darüber reden und muss immer allein spielen. Wer jedoch gegen die Regeln verstößt und seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann das Spiel auch nicht mehr starten. Meiner Meinung nach ist Erebos ein Hammer-Buch und somit möchte ich es jedem empfehlen, der gerne Bücher liest.“