Den heutigen Tag nutzten die Schüler/innen der 2BS, um dem Arbeitsmarktservice einen Besuch abzustatten. Mag. Thomas Zankl, selbst Absolvent der Handelsakademie Völkermarkt, schilderte beeindruckend seine eigene Laufbahn und wies auf die Bedeutung der Berufsorientierung als Lebensplanung hin. Sehr überzeugend argumentierte er, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit der beruflichen Laufbahn auseinanderzusetzen.

Zankl betonte: Jeder Einzelne sollte sich Gedanken darüber machen. „Was tue ich gerne, was fällt mir leicht, was kann ich gut? Diese Fragen muss man sich selbst beantworten.“

Das AMS ist nicht nur Servicestelle für Arbeitssuchende und Arbeitgeber, sondern bietet über das „BIZ“ Informationen über 1.800 Berufe, Ausbildungen nach der Handelsschule, Jobchancen, Trends am Arbeitsmarkt sowie Hilfestellungen bei Bewerbungen an. Mit dem Onlinedienst www.ams.at werden Berufe zudem filmisch vorgestellt, u.a. wird gezeigt, welche geistigen, körperlichen und charakterlichen Voraussetzungen jeweils erforderlich sind.

Lebenslanges Lernen ist angesagt

Eine Statistik besagt, dass 44% der Schulabgänger/innen des BMS-Bereiches eine weitere Ausbildung entweder in Form einer Lehre oder eines Aufbaulehrganges an einer HAK machen. Zankl: „Eine gute Ausbildung ist etwas Fundamentales.“ Welche Möglichkeiten warten also auf unsere zukünftigen Absolventen/innen nach der Abschlussprüfung der Handelsschule?

  • Einstieg in das Arbeitsleben, wobei die Schüler/innen auf ein gutes Zeugnis hinarbeiten sollten.
  • Aufbaulehrgang an einer Handelsakademie zur Erlangung der Reife- und Diplomprüfung.
  • Lehre mit Matura berufsbegleitend (Dauer: vier Jahre) oder eine Berufsreifeprüfung.

Bei einem abschließenden Kahoot-Quiz glänzten die Schüler/innen mit sensationellen Ergebnissen, was beweist, dass sie bereits jetzt schon über viele Kompetenzen verfügen und diesen Vortrag mit großem Interesse genossen haben.

Bereits mehr als zwei Jahre ist es her, dass Stefan Robinig als Jungunternehmer für Aufsehen sorgte. Mit seiner Künstleragentur Upstream Booking organisierte er – neben seinem Alltag als Schüler der Praxis-HAK Völkermarkt – Konzerte, beim Völkermarkter Wirtschaftstag saß er mit dem damaligen Staatssekretär Harald Mahrer am Podium. Nicht nur Mahrers Funktion hat sich geändert – er ist heute unter anderem Präsident der Wirtschaftskammer, des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) und des Generalrats der Nationalbank –, auch Robinig hat den nächsten Schritt gewagt.

Nach der bestandenen Matura – für die er gemeinsam mit Marie Messner, Verena Mischitz und Valentina Wutte mit Beute[l]schema Kärntens beste Junior Company auf die Beine gestellt hatte – im Juni 2017 übersiedelte er nach Wien. In die Bundeshauptstadt zog es Robinig fürs Studium, doch der Gründergeist ruht nicht. Vor kurzem präsentierte er HeartOut Clothing. Mehr dazu verrät er im Interview.

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Stefan Robinigs neuestes Projekt: HeartOut Clothing

Dein neues Projekt heißt HeartOut Clothing. Erkläre uns kurz, was es damit auf sich hat und welche Ziele du damit verfolgst.

HeartOut Clothing ist ein neues Slow-Fashion-Modelabel mit dem Ziel, nachhaltige und faire Kleidung zu einem niedrigen Preis anzubieten. Unsere Produkte werden unter strengen Kriterien hergestellt, um die Umwelt und Arbeiterinnen und Arbeitern in den Fabriken zu schützen. Durch die mehrfachen Zertifizierungen werden die Hersteller auch ständig von verschiedenen, unabhängigen Organisationen geprüft – nur so kann dieser Standard gesichert werden.

„Frei von Chemie. Voll mit Liebe“ – so lautet einer der Slogans von HeartOut Clothing. Aus der Sicht junger Menschen ist nachhaltige Kleidung aber meist kaum leistbar und eher uncool. Wie willst du die potenziellen Kunden vom Gegenteil überzeugen?

Nicht ausschließlich junge Menschen verbinden mit Öko-Kleidung den Stil der „Blumenkinder“, also z.B. Shirts mit Batik-Muster oder viel zu weiten Haremshosen, hauptsächlich die älteren Generationen stehen diesen sehr kritisch gegenüber, trotz dem stetig wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Wir von HeartOut sind der Meinung, dass es jede und jeder verdient hat, ganz egal welches Budget zur Verfügung steht, sich Kleidung leisten zu können, die weder die eigene Haut und die Umwelt verletzt, noch die Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsstätten unterstützt. Aus diesem Grund bestehen unsere Shirts ausschließlich aus qualitativ hochwertigen Rohstoffen, zeitlosen Designs und hautfreundlichen Materialien, zu einem Preis, mit dem wir auch mit großen Mainstream-Mode-Ketten mithalten können.

„Wir von HeartOut sind der Meinung, dass es jede und jeder verdient hat, ganz egal welches Budget zur Verfügung steht, sich Kleidung leisten zu können, die weder die eigene Haut und die Umwelt verletzt, noch die Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsstätten unterstützt.“

Frühere Klassenkolleg/innen sind im Netz mit Mode von HeartOut Clothing zu sehen. Wie unterstützen sie dich bei diesem Projekt?

Da wir ein noch kleines Modelabel sind, reichen unsere finanziellen Mittel leider nicht für großangelegte Werbekampagnen und so mussten wir bei unseren Shootings auf professionelle Models verzichten: Also wurden Freundinnen und Freunde gebeten, für das Label an einem – kalten! – Samstagnachmittag vor der Kamera zu stehen – und ich denke, die Ergebnisse sprechen für sich. Profis hätten es nicht besser machen können. Mit dabei waren u.a. meine ehemaligen HAK-Kolleginnen Verena Mischitz, die auch für die Designs der neuen Kollektion verantwortlich ist, und Janine Negrea, zu der ich schon seit Schulzeiten eine gute Freundschaft pflegte.

Wie schafft du es, Kleidung zu leistbaren Preisen tatsächlich nachhaltig zu produzieren? Wer sind dabei deine Partner?

Obwohl der Einkaufspreis für ethisch und ökologisch vertretbare Shirtrohlinge bis zu zehn Mal höher ist, als der von nicht fair produzierten und umweltschädlichen Produkten, ist es trotzdem möglich, wirtschaftlich zu arbeiten – trotz des niedrigen Verkaufspreises. Dahinter gibt es kein Geheimrezept, wir verringern lediglich unsere eigene Gewinnspanne. Der niedrige Preis sorgt natürlich oft für Verwunderung und kritische Betrachtung, weil er anscheinend suggeriert, dass darunter die Qualität bzw. die Strenge der Zertifizierung leide. Beides kann ich jedoch mit bestem Gewissen zurückweisen.

Nicht nur unsere Schüler/innen interessiert natürlich die Frage, welches Geschäftsmodell hinter dem Projekt steht. Welches Risiko gehst du ein? Wann möchtest du schwarze Zahlen schreiben?

Dadurch, dass wir die Shirts selbst bedrucken, können wir sehr flexibel sein und haben somit kein großes Lagerrisiko, da für jede Bestellung extra bedruckt wird. Somit können wir z.B. Designs, die bei unseren Kunden schlechter ankommen, einfacher aus dem Sortiment nehmen, ohne auf einem Altbestand sitzen zu bleiben: Dies führt dazu, dass wir auch mit einer größeren Anzahl an Designs experimentieren können. Somit haben wir eine geringe Kapitalbindung – und können hoffentlich schon gegen Ende des Jahres einen Gewinn erzielen.

Es ist nicht dein erster unternehmerischer Versuch, als Schüler warst du Geschäftsführer der erfolgreichen Junior Company Beute[l]schema. Helfen dir die Erfahrungen von damals heute weiter?

Selbstverständlich hat meine HAK-Ausbildung wesentlich zur Gründung von HeartOut Clothing beigetragen. Meine Diplomarbeit z. B. handelte vom Gründungsprozess eines Unternehmens: Dieses Wissen erleichterte den gesamten Vorgang natürlich sehr. Auch die Entwicklung von Geschäftsmodellen oder das Schreiben von Businessplänen wurde in der Schule sehr praxisnah vermittelt, was natürlich auch sehr hilfreich gewesen ist. Mit der Junior Company konnte dieses Wissen das erste Mal am realen Markt getestet werden und es stellte sich schon damals heraus, dass trotz der vielfältigen Ausbildung noch einiges mehr beachtet werden muss. Somit versuchte ich, mit HeartOut Clothing nicht dieselben Fehler zu begehen, die uns bei der Junior Company unterlaufen sind, und die gesammelten Erfahrungen in das neue Label miteinzubringen.

Was man nicht vergessen sollte: In erster Linie bist du Student. Welchen Weg hast du nach der Matura 2017 eingeschlagen – und wo soll er dich noch hinführen?

Im Herbst nach der Matura habe ich meinen Zivildienst in Klagenfurt angetreten und bin im Sommer darauf nach Wien gezogen. Deswegen habe ich aufgrund des Ortswechsels und Zeitmangels auch meine Künstleragentur aufgegeben. Im Wintersemester 2018 begann mein Studium des Umwelt- und Bioressourcenmanagements an der Universität für Bodenkultur und seit dem Jahreswechsel studiere ich zusätzlich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Wir wünschen für die Zukunft alles Gute und freuen uns auf die nächsten Schlagzeilen!

Gestern, am 18. Februar 2019, gab es an der Praxis-HAK Völkermarkt ein großes Wiedersehen mit einigen Absolventinnen und Absolventen aus den vergangenen Jahren. Die Bildungsberaterin der Schule, Prof. Lisa Künstl, organisierte das Treffen, das den Schülerinnen und Schülern der 4. und 5. Klassen die Möglichkeit geben sollte, sich aus erster Hand Informationen zu holen, wohin die Wege nach dem Abschluss der Handelsakademie führen könnten und was sie auf diesen Wegen erwartet.

Gerade für diejenigen, die noch nicht wissen, was sie nach der Matura machen wollen, gab es viele Ideen, Anregungen und auch ein paar gute Tipps.

Ein Dank ergeht an Emanuel Blantar, Daniel Kulter, Julia Matschek, Verena Mischitz, Daniela Polaschek, Peter Polaschek, Pascale Possautz, Tamara Stocker und Melanie Suette, dass ihr euch Zeit genommen habt und mit vollem Einsatz dabei wart!

Nach 30 Jahren trafen sich die ehemaligen Schüler/innen der Klasse 5CK 1987/88 an der Handelsakademie Völkermarkt wieder. Die Obfrau des Absolventenvereins, Judith Laschkolnig, empfing am Samstag, den 10. November die doch etwas aufgeregten Damen und Herren, die nach so langer Zeit wieder an ihren Lernort zurückgekehrt waren.

Die knappe zwei Stunden dauernde Führung überraschte die Absolventen/innen, wie sehr das Schulgebäude modernisiert wurde, oder auch die technisch bestens ausgestatteten EDV-Räume. Sie erinnerten sich mit Humor an den ehemaligen EDV-Unterricht mit den damaligen Personalcomputer. Prof. Laschkolnig stellte im „Betriebswirtschaftlichen Zentrum“ den aktuellen Unterricht und die Philosophie der neuen Praxis-HAK vor.

Ihr damaliger Klassenvorstand, Prof. Mag. Valentin Blantar ermöglichte dieses Treffen und auch er beteiligte sich angeregt an den Gesprächen, wie die Schulzeit von damals noch heute in Erinnerung geblieben ist.

Ein anschließendes Abendessen im Brauhaus ließ diesen ereignisreichen Abend ausklingen.

Nicht nur die Schüler/innen der 5. Klassen sind Anfang September in das finale Jahr ihrer Laufbahn an der Praxis-HAK Völkermarkt gestartet – der Bericht zur Abschlussreise nach Barcelona folgt in Kürze -, sondern auch die Jugendlichen der 3BS, auf die im Frühjahr die Abschlussprüfung im Rahmen der dreijährigen Handelsschule wartet.

Zur Einstimmung statteten heute die Absolventinnen Nicole Burger, Chiara Petek und Veronika Pudgar der Gruppe einen Überraschungsbesuch ab. Sie haben im Juni dieses Jahres ihre Reife- und Diplomprüfung abgelegt und halten in Kürze wieder eine Schultüte als Anfängerinnen in Händen: Burger und Pudgar studieren künftig an der FH Kärnten Gesundheits- und Krankenpflege, Petek beginnt ein Studium in Wirtschaft und Recht an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Ihr Wissen aus dreizehn Jahren Schule gaben sie nun – wie bereits im Rahmen des Maturastreichs – an die nächste Generation weiter, zum Verfassen der Abschlussarbeit, dem Ablegen der mündlichen Prüfungen, aber auch zum Finden des richtigen Wegs nach dem Schulabschluss. Ihr Credo: „Nutzt die verbleibende Zeit, sprecht euch mit eurer Projektgruppe ab und nehmt die Hilfsangebote eurer Betreuerinnen in Anspruch. Dann klappt das!“

Top-Tipps für den Abschluss – mit besten Grüßen von den diesjährigen Absolvent/innen

1996 maturierte er an der Praxis-HAK Völkermarkt, ab 2020 soll er die Geschicke der Stadtgemeinde lenken: Vizebürgermeister Markus Lakounigg. Ursprünglich träumte er vom Pilotendasein beim Bundesheer, über die Kirchenbeitragsstelle und die Finanzverwaltung der Stadtgemeinde gelangte er schließlich nach Eberstein, wo er seit 2005 als Amtsleiter arbeitet. „Ein Studium war für mich kein Thema, auch weil ich zu wenige Informationen hatte. Das Programmieren, aber auch der Lehrerberuf hätten mich interessiert, ich war dann aber sehr schnell tief im Berufsleben drin. Trotzdem gab es kaum ein Jahr ohne Lehrgang, weil ich mich breit aufstellen und weiterentwickeln wollte.“

Mit der Praxis-HAK ist Lakounigg bis heute in regelmäßigem Kontakt, zahlreiche Geschichten verbindet er mit der eigenen Schulzeit. Höhepunkte gab es viele, etwa Reisen nach Wien und London sowie der Gewinn bei einem Aktienwettbewerb. „Ich erinnere mich aber auch an große Momente mit einzelnen Lehrern. Italienisch war sicher nicht mein bestes Fach, da hatte meine Professorin viel Spaß mit mir.“

Gemeinsam mit Klassenvorstand Prof. Valentin Blantar arbeiteten die Jugendlichen am Aufbau der Übungsfirmen. „Es gab noch keine Firmenräumlichkeiten wie heute, sondern nur einen Klassenraum. Trotzdem war es eine Grundsteinlegung für die Praxis-HAK.“ Lakounigg sieht sich also selbst als einen Zeitzeugen der Entwicklung, die bis heute andauert: „Was heute so gut läuft, war damals als ein fernes Ziel, als Vision schon vorhanden, die Vernetzung fehlte. Die Entwicklung der letzten Jahre hat hier noch einmal für einen großen Sprung gesorgt.“

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Mit Bürgermeister Valentin Blaschitz, Direktorin Michaela Graßler und Adalbert Janesch beim Wirtschaftstag 2018

Für den diesjährigen Jahresbericht nahm sich Lakounigg Zeit für ein Interview, in dem er auf seine eigene Laufbahn blickte, aber auch Aufgaben der Schule für Gesellschaft und Region ansprach. Ausgewählte Passagen lesen Sie hier:

Schulen nehmen für die gesellschaftliche Entwicklung eine Schlüsselrolle ein. Sie sind immer wieder in Ihrer früheren Schule zu Gast und halten Kontakt. Warum? 

Schule, Bildung, Aus-, Fort- und Weiterbildung – das bedeutet für mich Zukunft, für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft. Mir liegt etwas an Völkermarkt, und für die Stadt und den Bezirk ist es enorm wichtig, den Bildungsstandort weiterzuentwickeln. Eine praxisnahe Ausbildung prägt besonders, eine zentrale Voraussetzung dafür ist eine funktionierende Kommunikation. Es braucht die Vernetzung, um einen Schneeballeffekt zu erreichen. 

Ist dabei die Praxis-HAK besonders in der Pflicht? 

Von einer Berufsbildenden Höheren Schule wird sicher besonders erwartet, dass Absolventen bereit sind, ins Berufsleben einzusteigen. Damit das wirklich gelingt, muss ihnen einiges geboten werden und dafür braucht es die Netzwerke, die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, mit der Politik, mit den Gemeinden und Vereinen. Da ist die HAK sicher gut aufgestellt. Es geht um ein globales Denken, um die Region voranzubringen und dabei auch über den Tellerrand hinauszuschauen. 

Jugendliche der Praxis-HAK gestalten immer wieder auch in Zusammenarbeit mit Betrieben und Vereinen umfangreiche Projekte. Welche Bedeutung messen sie dem bei? 

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Mit Zeugnis: Lakounigg im Völkermarkter Stadtratssaal

Für die Jugendlichen ist das sehr lehrreich, weil sie Arbeitsschritte in der Praxis aktiv erlernen und erfahren. Ich konnte zum Beispiel einmal ein Projekt der Schule mit dem Heunburgtheater einleiten, das dem Verein sehr geholfen hat. Es war aber auch für die Schüler eine tolle Chance, das Theater anders erleben zu können. Für mich waren Theater und Literatur im Deutschunterricht oft gelbe Heftl, die man nicht versteht und dann noch dazu interpretieren soll. Ich war aber in der Schulzeit sicher nicht der Typ Oberstreber (lacht).

Nur einen Steinwurf von der Praxis-HAK entfernt findet sich in Völkermarkt die Steuerberatungskanzlei Convisio. Ihr Mitbegründer und Gesellschafter Franz Slamanig drückte Mitte der Achtzigerjahre an Südkärntens Handelsakademie die Schulbank und kehrt heute immer wieder gerne an seine alte Wirkungstätte zurück. Beim alljährlichen Wirtschaftstag gibt er den Jugendlichen Einblicke in seinen Alltag, jedes Jahr erhält vorzugsweise eine Schülerin bzw. ein Schüler einen Praktikumsplatz in der Kanzlei. die mit rund fünfzig Mitarbeiter/innen an vier Standorten zu den größten in Kärnten zählt.

Im Interview – in gekürzter Form im Jahresbericht erschienen – berichtet Slamanig über seinen Werdegang.

Vom Absolventen zum führenden Experten und wichtigen Praxisgeber – Wie kam es dazu?

Nach der Matura studierte ich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit den gefürchteten Schwerpunkten Revision, Treuhand und Steuerrecht. Das war die Basis meiner weiteren Karriere. Ich kam dann nach Kärnten zurück, wurde Berufsanwärter und nach den Prüfungen zum Steuerberater ernannt. 1999 habe ich voller Stolz mein erstes Taferl als Selbständiger aufgehängt. Heute ist unsere Kanzlei eine der größten in Kärnten.

Franz SlamanigGemeinsam mit Jochen Neubert haben Sie später Convisio gegründet. Mit welchem Ziel?

Nach dem Schritt in die Selbständigkeit ist die Kanzlei rasch gewachsen, ein Jahr später kam es zur Partnerschaft mit Jochen Neubert, die bis heute andauert. Der Name Convisio mit dem Slogan „refining business“ soll darauf hindeuten, dass wir unseren Kunden nicht ihr Geschäft erklären, es mit Visionen aber vielleicht noch verfeinern können. Wir sind sicherlich keine Wunderwuzzis, sondern normale Arbeiter, aber immer mit dem Anspruch, auch dann eine Lösung zu finden, wenn es auf den ersten Blick keine mehr gibt. Dafür lassen wir Ideen zusammenlaufen und bündeln Kompetenzen. Das ist das Rezept – und natürlich Arbeitseinsatz.

Wie sehr hat Sie die Schulzeit auf diesem Weg geprägt?

Die Praxisorientierung, die ich für sehr wichtig halte, gab es damals noch nicht. Ich hatte zum Glück eine große Schwester, die mir die Bedeutung von Soll und Haben früh erklärt hat, und mit Marian Schirnig einen Lehrer in Rechnungswesen, der mein Feuer entfacht hat. Insgesamt verbinde ich mit der Schule die Erinnerung, dass man uns nicht abgeschreckt, sondern ermutigt hat, Ziele zu verfolgen.

War es für Sie immer klar, die Völkermarkter HAK zu besuchen?

Das war es zunächst überhaupt nicht. Meine Schwester war natürlich ein wichtiger Faktor, aber zuerst wollte ich in die HTL. In Klagenfurt war aber kein Platz, nach Wolfsberg wollte ich nicht. Gleichzeitig war mir auch klar, dass ich nicht im Gymnasium bleiben wollte, weil mir schon die Unterstufe gezeigt hat, dass ich nicht das Sprachengenie bin, sondern dass meine Stärken im mathematisch-analytischen Bereich liegen.

Sie arbeiten auch immer wieder mit Schüler/innen. In welcher Form?

Jedes Jahr bieten wir einen Praktikumsplatz an, vorrangig für Jugendliche der Praxis-HAK Völkermarkt. Mehr als eine Stelle gibt es allerdings nicht, weil wir den Ehrgeiz haben, mit dieser Person dann auch intensiv zu arbeiten und ihr Erfahrungen zu ermöglichen. Schüler sollen möglichst viele Facetten kennenlernen, weil das Rechnungswesen für sie große berufliche Perspektiven bietet.

Heute ist die Digitalisierung in aller Munde. Wie sehr ist Ihr Bereich davon betroffen?

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Franz Slamanig (l.) mit Direktorin Michaela Graßler, Helena Wutscher-Grünwald und Ulrike Baum

Enorm – und wir, die täglich in diesem Feld arbeiten, bemerken es oft kaum. Deutlich wird es erst, wenn etwa eine Mitarbeiterin in Karenz geht und nach drei Jahren größte Schwierigkeiten hat, mit den Neuerungen in den einzelnen Programmen zurechtzukommen. In zwanzig Jahren hat sich alles verändert, mit den Behörden kommunizieren wir ausschließlich online. Früher haben wir Unterlagen beim Finanzamt noch ins Postkastl geworfen.

Gezittert wird deshalb um Arbeitsplätze. Was raten Sie jungen Menschen?

Die Veränderung ist nicht aufzuhalten, auch die Verarbeitung von Belegen übernehmen immer öfter Maschinen. Für junge Menschen heißt das, dass sie ein hohes Ausbildungsniveau und hohe Flexibilität mitbringen müssen, noch mehr als es bei uns der Fall war. Aber nicht nur die Technik ist ein Faktor, auch die inhaltlichen Fragen werden komplexer, zum Beispiel im Umsatzsteuerrecht. Die Halbwertszeit des Wissens schwindet, letzten Endes geht es aber vor allem um die richtige Haltung. Drei Stunden Arbeit am Tag reichen einfach nicht.

Sie haben eine sehr erfolgreiche, aber doch auch typische Laufbahn für einen HAK-Absolventen eingeschlagen. Welche Karrierewege Ihrer einstigen Kollegen haben Sie überrascht?

Da fallen fallen mir gleich zwei ein. Ein Klassenkamerad, mein bester Freund zu Schultagen, ist Pastor geworden, hat dafür Religionswissenschaften in England studiert und arbeitet heute im Sozialbereich. Eine meiner besten Freundinnen wiederum ist Psychotherapeutin und hat eine schöne Praxis in Wien. Diese Wege sind im Vergleich zu meinem sicher ungewöhnlich. Sie sagen, die HAK hat ihnen nicht geschadet, sie haben sich aber erfolgreich in eine andere Richtung entwickelt.

Als Michael Jesse kürzlich mit EU-Parlamentarier Eugen Freund die dritten Klassen besuchte, wurde eines schnell offensichtlich: Der Absolvent der Praxis-HAK Völkermarkt ist ein wahrer Weltenbummler. Bereits im Vorjahr gab er Lukas Kuchling und Philipp Wetzl, Schüler des Ausbildungsschwerpunkts Multimedia und Informationstechnologie, in einem ausführlichen Interview Einblicke in seinen Werdegang, der ihn nach der Reife- und Diplomprüfung im Jahr 1996 – Klassenkollege in der 5BK war unter anderem Völkermarkts heutiger Vizebürgermeister Markus Lakounigg – an die Wirtschaftsuni Wien führen sollte. Sie war für Jesse aber nur ein Zwischenschritt: „Ich habe immer groß gedacht. Das wollten andere vielleicht nicht, weil ihnen die Herausforderung zu groß war.“

Michael Jesse, Gründer des Softwareunternehmens RISQ und Absolvent der Praxis-HAK Völkermarkt 1996

Nach dem Studium konnte er sich unter tausenden Bewerbern beim Finanzdienstleister Reuters durchsetzen. „Schon beim Aufnahmeverfahren hat sich gezeigt: Egal, was du studiert hast, wer du bist, wo du herkommst – es zählt die Leistung.“ Für Reuters wirkte Jesse unter anderem in Genf, den USA, Singapur und Dubai, das Reisen zählt auch heute noch zum Alltag. „Ich bin ein Globalist, der sich schnell überall anpassen kann und heimisch fühlt. In manchen Phasen wusste ich aber nur an der Größe des Reisekoffers, ob ich nach Norden oder Süden unterwegs war.“ Mittlerweile wurde er in Velden am Wörthersee heimisch, agiert aber weiterhin weltweit. Jesse gründete das Start-Up RISQ, das vor allem im Nahen Osten und in Südostasien Bankensoftware verbreitet – und einen Firmenwert im Millionenbereich vorzuweisen hat. „Ich habe immer über das Regionale hinausgedacht und -das ist dann etwas außer Kontrolle geraten.“

Mutmacher für die nächste Generation: „Ihr steht auf der Bühne“

Wenn Jesse, der als Privatpilot auch in seiner Freizeit gerne abhebt, an seine frühere Schule zurückkehrt, beeindruckt er Schüler/innen, manche fühlen sich aber auch unter Druck gesetzt. Er relativiert: „Jeder hat das Potenzial, ich bin nichts Besonderes. Ich habe mir früh Ziele gesetzt und gemacht, was mir gefallen hat.“ An seine Schulzeit erinnert er sich gerne, wenn auch lieber an das analytische Denken in Mathematik als an Stenographie. „Die HAK war auf meinem Weg sicher der wichtigste Schritt, sie war der erste Puzzlestein. Heute noch mehr als damals ist die Schule aber gefordert, nicht nur Wissen für die Matura zu vermitteln, sondern Visionen vorzugeben und junge Leute dabei zu unterstützen, Ideen und Ziele zu entwickeln.“

„Ihr steht auf der Bühne, ihr seid die Darsteller.“

– Michael Jesses Botschaft an die HAK-Schüler/innen von heute

Letzten Endes sei aber doch der Einzelne am Zug, seine Träume zu verwirklichen und Chancen zu ergreifen – auch außerhalb der persönlichen Komfortzone. „Man kann nichts verlieren und immer zurückkehren. Dann sind die Leute eben ein wenig älter geworden und es gibt zwei, drei Häuser mehr. Aber es geht um die Gegenwart und nicht um das, was in dreißig Jahren sein könnte.“

Das Interview mit Michael Jesse finden Sie jetzt auf YouTube:

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Michael Jesse im Jahresbericht 2004

Gemeinsam mit dem Absolventen und heute weltweit agierenden Softwareunternehmer Michael Jesse gastierte der frühere ORF-Journalist und heutige EU-Parlamentarier Eugen Freund an der Praxis-HAK Völkermarkt. Auf Einladung von Prof. Martin Erian und Prof. Felizitas Wedenig gaben sie den Schüler/innen der dritten Klassen in einem launigen Gespräch Einblicke in ihre bewegten Leben, die aus dem Bezirk Völkermarkt über Wien in die weite Welt führten. Der Bogen reichte zurück bis zu den Anfängen: Freund berichtete von seinem beschwerlichen Weg von Sankt Kanzian am Klopeiner See in die Schule nach Klagenfurt – Fußmarsch und winterliches Autostoppen inklusive! -, Jesse zeigte, wie er es von der Handelsakademie Völkermarkt zur Karriere beim Weltkonzern Reuters und zur Selbständigkeit gebracht hat. Jesse betonte: „Ganz entscheidend ist es, eine eigene Vision zu entwickeln und diese zu verfolgen. Die Umbrüche in der Welt stellen uns vor ganz neue Herausforderungen, denen wir nicht aus dem Weg gehen dürfen.“Eugen Freund_Widmung

Der langjährige USA-Korrespondent und frühere Zeit-im-Bild-Moderator Freund, seit 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments berichtete aus seinem Alltag als hochrangiger Politiker zwischen Brüssel, Straßburg, Wien und Kärnten und ließ erkennen, wie hoch dabei auch die Belastungen sind. Auf YouTube sowie auf seiner Homepage berichtet er wöchentlich. Freund: „Viele Menschen sehen nur das Glänzende nach außen und meinen, wir würden abcashen. Tatsächlich ist es harte Arbeit mit einer sehr großen Verantwortung.“ Er erläuterte auch den Perspektivenwechsel, den er vom Politikjournalisten zum Europapolitiker, der nun selbst mit Fake-News zu kämpfen hat, selbst durchlaufen hat. „Auch wenn ich die nationale und vor allem internationale Politik vor Jahrzehnte begleitet habe, sehe ich heute manche Dinge anders.“

Den Fokus legten beide jedoch auf die Frage der Anforderungen an Jugendliche in der Gegenwart sowie in der Zukunft, Jesse nannte dafür exemplarisch das Start-Up Lilium Aviation, das an einem unbemannt fliegenden Taxi arbeitet. „Ich war in meiner Schulzeit der Erste mit einem Handy, die meisten haben keinen Sinn darin gesehen. Außerdem haben wir fünf Stunden pro Woche stenographiert. Heute sieht der Alltag ganz anders aus – und in zwanzig Jahren macht vielleicht niemand mehr den Führerschein.“

Übrigens: Michael Jesse stand im Rahmen eines Maturaprojekts im Vorjahr einer Schülergruppe in einem Interview Rede und Antwort – die Highlights finden Sie demnächst online!


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Nicht nur für Kärnten stellt Infineon Technologies Austria einen wichtigen Innovationsmotor sowie Arbeitgeber dar, auch im internationalen Geschäft ist der Halbleiterhersteller ein Big Player. Am Standort Villach sitzt mit Christiana Zenkl eine Absolventin der Praxis-HAK Völkermarkt an einem wesentlichen Schalthebel, fungiert sie beim Milliardenkonzern doch als Personalchefin für Österreich. Knapp vor ihrem dreißigjährigen Maturatreffen stellte sich Zenkl im Vorjahr den Fragen der angehenden Absolventen Lukas Kuchling und Philipp Wetzl (beide 5AK), die von Prof. Martin Erian nach Villach begleitet wurden.

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Mag. Christiana Zenkl, Personalchefin bei Infineon Technologies Österreich, maturierte an der Handelsakademie Völkermarkt

Rebellion gegen die Eltern als Karrieremotor

„Ich bin an die HAK gekommen, weil ich nicht den Lehrberuf wählen wollte, den sich meine Eltern gewünscht haben – Schneiderin.“ Zenkls Karriere an der Handelsakademie Völkermarkt nahm im Jahr 1982 ihren Ausgang und fiel damit mit dem Bezug des damaligen Neubaus zusammen. Doch nicht nur deswegen sind die Erinnerungen positiv: „Wir hatten tolle Lehrer, die über ihr Fachgebiete hinaus die Seelsorger für pubertierende Jungs und Mädels waren.“

Nach der bestandenen Matura folgte ein Jahr zur Orientierung als Aupair-Mädchen, ehe Zenkl an der Universität Klagenfurt Betriebswirtschaft studierte. „Ich wollte noch nicht arbeiten, ich wollte etwas lernen.“ Zu Siemens, dem Mutterkonzern von Infineon, führte Zenkl eine Mitarbeiterbefragung – und das kleine Projekt sollte der Beginn einer großen Karriere sein. „Der Job war nur für ein halbes Jahr geplant und daraus ist dann viel mehr geworden.“

„Veränderungen mitgehen“: Neue Möglichkeiten für die junge Generation

Zenkl stellte sich den Fragen der nächsten Generation

Als Head of Human Ressources ist Zenkl heute eine bedeutende Stimme, wenn es um die Perspektiven junger Menschen geht. „Das Spektrum für angehende Maturanten ist in den letzten zwanzig Jahren viel breiter geworden. Dass Mathematik heute wieder Pflicht ist, ist eine gute Entscheidung. Damit hat ein Absolvent bessere Basics, auch für ein Studium, das nicht BWL heißen muss.“ Die Reifeprüfung stellt für Zenkl daher ein wichtiges Fundament der persönlichen Entwicklung dar, die weiteren Schritte gilt es jedoch gut zu überlegen. „Man soll nicht des Studierens wegen studieren und sich die Fachwahl gut überlegen.“

Wenig überraschend streicht Zenkl die Bedeutung der MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – hervor, betont im vielzitierten Zeitalter der Digitalisierung aber auch die Relevanz von Allgemeinbildung, Neugier und der richtigen Einstellung. „Flexibilität war immer schon notwendig, aber die Anforderungen werden andere. Das verlangt ganz große Bereitschaft, die Veränderungen mitzugehen, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln.“

Über den Stellenwert praxisnaher Ausbildung, ihre eigenen schulischen Leistungen und ihre Rolle beim Verschieben von Schularbeiten spricht Christiana Zenkl im Interview auf YouTube: