Markus Slamanig ist nach der Reife- und Diplomprüfung an der Praxis-HAK Völkermarkt in die weite Welt gezogen. Heute lebt er in den Vereinigten Staaten und arbeitet als Unternehmensberater. Längst ist dabei SAP seine technologische Heimat geworden – ein System, das nun auch in der Ausbildung an der Praxis-HAK Einzug hält.
Im Interview gibt Slamanig Einblicke in seine Biografie und gibt der nächsten Generation wertvolle Tipps.
Völkermarkt – Klagenfurt – Wien – Hollywood: Bitte benennen Sie Etappen Ihres beruflichen Werdegangs.
Ich wurde in Völkermarkt geboren und bin dort aufgewachsen. Nach der Matura an der HAK habe an der Klagenfurter Universität Angewandte Betriebswirtschaft und Wirtschaft und Recht studiert. Während meines Studiums absolvierte ich ein Joint-Study-Programm bei der UWF. Dies war der Wendepunkt, an dem ich versuchte, das Leben in den USA, konkret in Florida, Wirklichkeit werden zu lassen.
Nach dem Abschluss bin ich nach Wien gezogen, wo ich drei Jahre für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young gearbeitet habe. Danach bekam ich ein Stellenangebot bei Coca Cola, wo ich zum ersten Mal mit SAP in Berührung kam. Ich war im SAP-Implementierungsprojekt.
Da es nicht einfach war, sich direkt für einen Job in den USA zu bewerben, habe ich meinen MBA an der FIU (Florida International University) in Miami erworben. Während meiner einjährigen OPT (Optional-Practical-Training) wechselte ich in eine Festanstellung nach Fort Lauderdale. Diese Firma hat schließlich meine Greencard gesponsert. Ich bin heute immer noch bei der gleichen Firma beschäftigt.
In Amerika Fuß fassen zu können, ist auch organisatorisch nicht leicht. Warum wollten Sie es trotzdem unbedingt dorthin?
Ganz ehrlich, ich liebe den Sommer und Florida war der Ort für Leute, die den Wintermonaten entfliehen wollen.
Ich wusste von Anfang an, dass es angesichts der strengen Visa-Bestimmungen nicht einfach werden würde, mich in den USA niederzulassen, aber ich hatte Glück, dass es für mich geklappt hat.
Beruflich sind Sie permanent global vernetzt. Wie darf man sich einen typischen Arbeitstag vorstellen?
Angesichts der Spezifik des Beratungsgeschäfts bestehen Reiseanforderungen für die Standorte der Kunden vor Ort. Das heißt, ich reise ungefähr zwei bis drei Wochen pro Monat. Den Rest des Monats arbeite ich fern von Zuhause.
Obwohl wir einen Bürostandort in Fort Lauderdale haben, treffen wir uns nur an zwei Tagen pro Woche, wenn man nicht gerade beruflich unterwegs ist. Das erlaubt mir die Flexibilität, von jedem Ort aus zu arbeiten.
Heute prägt die Unternehmenssoftware SAP Ihren Alltag. Wie erklären Sie Laien, was die globale Bedeutung SAPs ausmacht? Ist es Ihrer Meinung nach wesentlich, auch die Jugendlichen einer kaufmännischen Schule mit SAP zu konfrontieren?
SAP ist im Allgemeinen mehr als nur eine Buchhaltungssoftware. Es ist sehr komplex und deckt im Wesentlichen alle Geschäftsbereiche ab, vom Verkauf bis zum Kundenbeziehungsmanagement, von der Produktionsplanung bis zur Ausführung und Lieferung der Produkte. Die Hauptkomponenten sind das Rechnungswesen (Finanz- und Managementwesen). Das Verstehen der SAP-Logik ist von Vorteil und der Kontakt mit SAP in der frühen Schulungsphase verschafft jemandem einen Wettbewerbsvorteil.
Aus Ihrer Erfahrung: Welche Skills sind heute unverzichtbar – und welche Werte sind heute am Arbeitsmarkt wichtig?
IT-Kenntnisse sind heutzutage ein Muss. Darüber hinaus sind aber auch soziale Kompetenzen wichtig. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass sich die Kompetenzkategorien selbst geändert haben, wenn man IT im Vergleich zu sozialen Kompetenzen betrachtet, aber mit Sicherheit hat sich der Kontext geändert. IT war früher nur MS Office, aber heutzutage bedeutet IT ebenso soziale Netzwerke und andere Tools.
Eine weitere wichtige Fähigkeit ist es, flexibel und offen für Veränderungen zu sein. Denn Veränderung ist die einzige Konstante in der heutigen Geschäftswelt.
Flexibilität zählt: „Veränderung ist die einzige Konstante in der heutigen Geschäftswelt.“
Aus der Sicht des Profis: Wie muss die Schule mit dieser Entwicklung umgehen?
Universitäten und Hochschulen müssen die sich ändernden Geschäftsumgebungen in ihr Bildungsprogramm einbeziehen. Um die Schüler auf die Zukunft vorzubereiten, ist es erforderlich, sich von den Standardmethoden für die Ausbildung abzuwenden und die Projektarbeit mit festgelegten Zielen zu ermöglichen.
Auch die Sensibilisierung für die Kultur ist von Vorteil, wenn wir uns in einer globalisierten, integrierten Belegschaft bewegen. Beispielsweise arbeitete ich während meines Studiums und arbeite auch jetzt noch mit Menschen aus Indien, China, Lateinamerika usw. zusammen. Daher erleichtert es mir die Zusammenarbeit erheblich, zumindest die jeweilige Kultur zu verstehen.
Sie selbst haben auf die Matura – mit Auszeichnung – an der Praxis-HAK Völkermarkt gleich zwei Abschlüsse an der Universität Klagenfurt sowie weitere Studien in den USA draufgesetzt. Welche Ziele hatten Sie damals vor Augen?
Das Hauptziel meines Studiums war es, Grundkenntnisse in verschiedenen Geschäftsbereichen zu erwerben. Und ganz ehrlich, ohne Abschluss ist es heutzutage sehr schwierig, einen anständigen Job zu finden. Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess während der gesamten Karriere.
Abgesehen davon, dass ich den Abschluss gemacht hatte, hatte ich zu Beginn kein klares Ziel vor Augen. Es hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ich bin schließlich zu SAP gewechselt. Das ist, was ich jetzt noch mache, aber es ist nicht in Stein gemeißelt, dass ich dies für immer tun werde. Wenn sich neue Möglichkeiten ergeben, werde ich mich entsprechend anpassen.
Sie kennen das Bildungssystem in Österreich und den Vereinigten Staaten. Wo liegen die Parallelen und Unterschiede?
Wenn man österreichische und US-amerikanischen Universitäten vergleicht, gibt es große Unterschiede. Zunächst müssen Studierende in den USA den GRE/GMAT (Graduate Record Examination/Graduate Management Admission Test) als Zugangsvoraussetzung bestehen. Danach sind die Studienkosten in den USA natürlich sehr hoch. Abhängig von den jeweiligen Universitäten kann der Preis für das gesamte Programm zwischen 30.000 und 200.000 US-Dollar liegen. Ein weiterer großer Unterschied ist die Prüfungskultur, die hauptsächlich auf Multiple-Choice-Prüfungen basiert. Schriftliche Aufsatzprüfungen sind eher die Ausnahme.
Welche Rolle spielen Österreich und Kärnten in Ihren weiteren Planungen?
Österreich und Kärnten sind für mich immer noch „Heimat“. Sag niemals nie! Aber ich gehe davon aus, dass ich noch mindestens ein paar Jahre in den USA bleiben werde.
Wenn Sie an Ihre HAK-Zeit in Völkermarkt zurückdenken: Welche Momente bleiben unvergessen?
Ich würde sagen Freunde, bestimmte Lehrer und das „Stadtcafé“.
Welchen Rat würden Sie den Jugendlichen geben?
Haben Sie ein Ziel und einen Plan für dieses Ziel! Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie gerne tun! Dann arbeiten Sie auf dieses Ziel hin!
Aber genießen Sie auch das Leben und die schöne Natur Kärntens, denn es kann vorkommen, dass Sie es erst wiedersehen, wenn Sie in Ihrer „Heimat“ Urlaub machen. Seien Sie froh, in einem reichen Land wie Österreich aufzuwachsen und nehmen Sie nicht alles als selbstverständlich hin. Freunde von mir mussten aufgrund der instabilen politischen Lage und der schwachen Wirtschaftslage aus ihrer Heimat fliehen.
Übersetzung: Prof. Verena Hornbogner