In wenigen Tagen startet Melanie Suette mit ihren Klassenkolleg/innen als 5AK in das letzte Jahr an der Praxis-HAK Völkermarkt. Den Sommer hat sie für ein neunwöchiges Praktikum im Ausland, genauer gesagt in einem Hotel in Brighton genutzt. Sie berichtet von ihren Erfahrungen:
My Internship in Brighton
Am 4. Juni 2017 trat ich meine bisher größte Reise überhaupt an: mein neunwöchiges Praktikum in einem Hotel an der Südküste Englands. Alleine der Gedanke daran, eine so lange Zeit komplett alleine in einem Land zu verbringen, in dem ich niemanden kannte, und so weit entfernt zu sein von allem und jedem, was mir vertraut war, war genauso aufregend wie angsteinflößend. Es war jedoch auch eine Erfahrung, von der ich schon immer wusste, dass ich sie unbedingt machen wollte, also freute ich mich unglaublich auf diese Chance.
Zum Unternehmen: Das Hotel, in dem ich arbeitete, trägt den Namen New Steine, benannt nach der Straße, an der es sich befindet; es liegt im Stadtviertel Kemptown in Brighton, rund neunzig Kilometer südlich von London. Abgesehen vom Bed-&-Breakfast-Angebot wird am Abend auch ein kleines französisches Bistro betrieben. Der französische Eigentümer des Hotels, Herve Guyat, besitzt noch ein weiteres, kleineres Hotel zwei Türen weiter mit dem Namen Gulliver’s und managt zudem ein Hotel in Kemptown mit dem Namen Seabreeze. Die Praktikanten wurden für Schichten in allen drei Hotels eingeteilt. Das New Steine war jedoch das größte der drei und außerdem das einzige mit Bistrobetrieb am Abend. Somit waren die Schichten dort auch am anspruchsvollsten. Aufgrund meiner guten Sprachkenntnisse war ich fast ausschließlich im New Steine eingeteilt, was mir auch gefiel, da mir so wirklich nie langweilig wurde und es so gut wie immer was zu tun gab.
In der Gastfamilie und im Betrieb: Sofortiger Start
Die Reise von Österreich nach England dauerte den ganzen Tag, da ein Stopp in Wien erforderlich war und der Bus von London nach Brighton zwei Stunden brauchte. Als ich dann am Abend ziemlich erschöpft in Brighton ankam und das Haus meiner Gastfamilie gefunden hatte, wurde ich sofort mit offenen Armen empfangen. Das Leben als Teil der Gastfamilie war ohne Zweifel eine der besten Erfahrungen meines Aufenthaltes in England. Vom ersten Moment an waren sie warm und freundlich zu mir, was mir sofort ein besseres Gefühl gab und mich mehr wie zuhause fühlen ließ. Die Familie bestand aus den Eltern Hong und John, zwei Schwestern, Jessica (16) und Amelia (12), sowie Turbo, der Katze. Hong und John zeigten mir mein Zimmer und gaben mir anschließend eine kleine Tour durch die nähere Gegend. Nach der ganzen Aufregung schlief ich praktisch sofort ein.
Meine erste Schicht startete gleich am darauffolgenden Morgen. Im Hotel erfuhr ich, dass ich bei weitem nicht der einzige Trainee war, der Großteil der Mitarbeiter im New Steine bestand aus Trainees aus verschiedenen Ländern Europas. Nur die Manager und Mitglieder des Housekeepings waren wirkliche Angestellte, alle Rezeptionisten bzw. Kellner waren Trainees. Die Trainees, die am längsten im Hotel waren, waren dafür verantwortlich, die neuen Trainees auszubilden und ihnen alles zu zeigen, die Manger waren nur im Zweifelsfall oder bei Fragen Ansprechpartner. Nach nicht mal fünf Wochen war ich schließlich diejenige, die die neuen Trainees einlernte.
Verantwortung von morgens bis abends
Unsere Tätigkeiten umfassten das Managen des Frühstücks, was daraus bestand, Bestellungen aufzunehmen, Tee, Kaffee und Toast zu bringen, das Frühstück zu servieren, die Tische abzuräumen, zu reinigen und wieder aufzudecken sowie für das Saubermachen des Geschirrs und der Küche nach dem Frühstück zu sorgen. Außerdem mussten wir uns um alle Anliegen der Gäste kümmern, Check-ins und Check-outs vornehmen, Parktickets verkaufen, den Gästen die Zimmer zeigen sowie das Besteck und die Gläser polieren. Bei der Abendschicht mussten außerdem die Tische für das Restaurant am Abend gedeckt werden. Dort übernahmen wir dann auch das Aufnehmen der Bestellungen, Servieren und Abservieren sowie Ausstellen der Rechnungen und die Durchführung der Bezahlungen. Am Anfang waren immer zwei Trainees pro Schicht eingeteilt sowie ein Manager im Büro, der bei Fragen oder Problemen zu Hilfe kam. Da wir gegen Ende jedoch nicht mehr genügend Trainees hatten, mussten wir fast alle Schichten alleine arbeiten, was teilweise sehr anstrengend war.
Da der Besitzer der beiden Hotels, Herve, Franzose war, waren viele der Trainees auch Franzosen. Abgesehen davon lernte ich aber auch Leute aus den Niederlanden, Italien und Deutschland kennen. Obwohl es für mich ethisch nicht ganz korrekt ist, ein Hotel praktisch nur auf Basis von unbezahlten Trainees am Laufen zu halten, war es das Beste, was mir passieren konnte. So arbeitete ich mit vielen Leuten in meinem Alter zusammen und fühlte mich von Anfang an zugehörig. Da laufend neue Trainees kamen und andere das Praktikum beendeten, war das eine wunderbare Möglichkeit, viele Leute kennen zu lernen und viele neue Freundschaften zu schließen, die ich definitiv aufrechterhalten werde.
Unvergessliche Erlebnisse, neue Freunde und viele Freiheiten – „Auf der Stelle wieder“
Natürlich gab es auch viel Action nach der Arbeit! Jedes Mal, wenn einer von uns sein Praktikum beendete, gab es einen leaving party, für die wir dann auch einige Räumlichkeiten des Hotels nutzen durften. Meistens endeten diese Abende in einem Club an der Seafront Brightons. Falls es keine Neuankömmlinge oder Leaver gab, fanden wir meistens andere Gründe auszugehen. Das Nachtleben in Brighton ist einfach atemberaubend abwechslungsreich, groß und farbenfroh.
An unseren freien Tagen planten wir oft Dinge zusammen, wie zum Beispiel einen Trip zu den Seven Sisters, eine Wanderung zum Devils Dyke, Shopping am Churchill Square, Afternoon tea in den lanes, Fish and Chips an der Seafront, Milkshakes am Brighton Pier und vieles mehr.
Ein weiteres Highlight meines Aufenthaltes in England war das Brighton-Pride-Wochenende, das die LGBTQ+-Community feiert und das mit einer der größten und buntesten Paraden anfing, die ich jemals gesehen habe, und das ein Festival sowie eine unglaubliche Streetparty umfasste.
Rückblickend kann ich sagen, dass mir diese Zeit in England immer als eine der besten Erfahrungen meiner Jugend in meinem Gedächtnis bleiben wird und dass ich diese zwei Monate mit Sicherheit nie vergessen werde – und ebenso wenig die Menschen, die ich dort kennen lernen durfte. Von einigen Freundschaften bin ich sicher, dass sie bestehen werden, und einige Wiedersehen sind sogar schon geplant. Die Zeit im Ausland war für mich eine unglaubliche Chance, neue Erfahrungen zu sammeln, Leute kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen. Nach diesen neun Wochen würde ich jedem sofort raten, die Chance zu ergreifen und sich für ein Praktikum im Ausland zu entscheiden. Ich würde es auf der Stelle wieder tun.
Melanie Suette, 10. August 2017