Längst sind die diesjährigen Sommerferien in die Zielgerade eingebogen, nach den Wochen des Durchatmens startet in wenigen Tagen das neue Schuljahr. Für die Schüler/innen der 4AK war der Sommer 2018 jedoch nicht nur eine Erholungsphase vor dem Maturajahr, sondern auch die Zeit der ausgiebigen Praktika im In- und Ausland.
Nachdem Michaela Uran schon über zwei Monate in Ljubljana Bericht abgelegt hat, blicken nun auch Laureen Dreier und Iris Sommer auf ihre Zeit auf der britischen Insel, die gerade erst zu Ende gegangen ist, zurück.
Laureen und Iris absolvierten ihr dreimonatiges Sommerpraktikum in Nordirland. Sie arbeiteten am Camphill in Clanabogan. Dabei handelt es sich um eine Community mit fünf Häusern, einer Farm und einigen Workshops. Dort werden Menschen mit Beeinträchtigung betreut. Je Haus leben rund sechs „residents“. Diese werden auf der Farm, in den Häusern beim Kochen und in den Workshops eingebunden.
Morgens und abends bereiteten beide in den jeweiligen Häusern, zu denen sie „attached“ waren, das Essen zu. Camphills gibt es auf der ganzen Welt, in New York zum Beispiel ist eines der größten, mit 25 Häusern. Man betrachtet das nicht als einen normalen Arbeitsplatz, sondern eher als eine große Familien-Community. Daher spricht man auch nicht von einer 40-Stunden-Woche. Ein normaler Arbeitstag für Co-Worker dauert rund zehn Stunden. Am Wochenende ist man immer ans Haus gebunden. Entweder man hilft im Haushalt, oder man fährt mit den „residents“ auswärts essen. Ein besonderes Highlight war der gemeinsame Kinobesuch. Im Gegenzug bekommt man während der Woche eineinhalb Tage frei und da kann man andere schöne Orte in Nord-/Irland besichtigen.
Jeden Mittwoch gibt es in der nächsten Stadt eine Disco für Beeinträchtige. Dort kaufen sie Snacks, Getränke und können zu toller Musik tanzen. Co-, und Support-Workern und jedem anderen wird einfach warm ums Herz, wenn man diese Menschen so lieb mit Spaß und Freude zusammen tanzen sieht. Natürlich machen auch die Co-Worker am Abend oder ihren freien Tagen oft Ausflüge an schöne Strände zum Surfen oder sie machen sich zu Hause in der Community einen schönen Abend mit Kartenspielen, Musik und sich dem gegenseitigen Kennenlernen, da sie aus der ganzen Welt zusammenkommen.
Eindrücke aus einer aufregenden Zeit
Ich, Iris Sommer, arbeitete in diesen Wochen als Vollzeitgärtnerin in den Gewächshäusern und auf den Feldern der Community. Am Anfang war ich alleine für alles zuständig, da mein Workshopleiter für zwei Wochen nicht da war.
Dadurch gewann ich sehr an Selbstständigkeit und lernte unter Druck zu arbeiten. Diese Erfahrung war etwas Neues für mich, aber ich bin sehr froh darüber es alleine geschafft zu haben.
Iris Sommer (4AK), Gärtnerin auf eigenen Beinen
An den Wochenenden arbeitete ich im Haus, indem ich auch aß. Wir putzten es und halfen den Beeinträchtigten ihre Zimmer zu säubern. An manchen Samstagen unternahmen wir sogenannte „Outings“, in welchen wir durch Irland fuhren, um besondere Orte zu besuchen und auch auswärts zu essen.
Ich würde dieses Praktikum beziehungsweise diese Erfahrung auch anderen weiterempfehlen, da es wirklich gut für unsere weiteres Leben ist und man auch die Chance erhält zu sehen, wie es in fremden Ländern ist und welche Unterschiede es zu Österreich gibt.
Ich kann von mir behaupten, dass ich viel selbstständiger geworden bin. Nun weiß ich, wie ich meinen eigenen Standpunkt vertrete und wie es sich anfühlt, zum ersten Mal über 10.000 Kilometer weg von zu Hause zu sein, denn so muss man seine Probleme selbst lösen – und das ist einer der wichtigsten Punkte für unser weiteres Leben!
Ich, Laureen Dreier, kochte vormittags mit David, einem Autisten, und nachmittags arbeitete ich im Woodworkshop mit anderen „residents“ zusammen. Viele von ihnen sind sehr kreativ und arbeiten sehr selbstständig. Nach zehn bis fünfzehn Minuten schauten wir immer wieder, wo sie Hilfe benötigen könnten. Einige machten eine Statue, Skulptur oder eine kleine Holzschüssel. Man kann sich das wie eine kleine Tischlerei vorstellen. Auch Kochlöffel, Kettenanhänger und Lampenständer sind Meisterwerke des Workshops. Es war auch meine Aufgabe, Caroline, einem „resident“, am Abend die Füße einzucremen, da sie das nicht mehr alleine kann.
Mit der Zeit baute ich mit manchen „residents“ auch immer eine stärkere Bindung und Kommunikation auf. Oft waren sie schwer oder gar nicht zu verstehen, aber je mehr Zeit man mit ihnen verbringt, desto mehr weiß man, wie sie ticken.
Da man so weit von zu Hause weg war, musste man sich um vieles selbst kümmern und schauen, wie man wo hinkommt. Es gab mir ganz sicher ein größeres Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit und eine Erweiterung in meinem englischen Sprachgefühl.
Eigentlich wollte ich großteils nur mein Englisch verbessern, doch im Nachhinein bin ich so froh, dass ich so einen sozialen Job für drei Monate gemacht habe. Es war eine riesige Bereicherung für mein Leben.
Laureen Dreier (4AK) fertigte nicht nur Kochlöffel an
Außerdem kann ich heute sagen: Auch wenn man Fehler in der Sprache macht – wenn man sie braucht, verwendet man sie und es funktioniert. Man braucht keine Angst haben, dass man etwas Falsches sagt, sondern einfach reden!
Ich kann so ein Praktikum jedem empfehlen!
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