Die Auseinandersetzungen Peter Handkes mit der Sprache sind vielfältig: Als junger Autor machte er dadurch auf sich aufmerksam, die arrivierten Vertreter/innen der Gruppe 47 1966 mit dem Vorwurf der „Beschreibungsimpotenz“ zu konfrontieren, für Aufsehen sorgte im selben Jahr auch sein Stück „Publikumsbeschimpfung“. In weiteren Werken, ob aus der Frühphase oder der jüngeren Vergangenheit, spielt die Frage der Sprache eine zentrale Rolle.

Der Schriftsteller aus Griffen, dem vor wenigen Wochen der Nobelpreis für Literatur zuerkannt worden ist, trieb diese Bemühungen in seinen Arbeiten für das Theater auf die Spitze. Seit Ende der Sechzigerjahre träumte er von einem „stummen Stück“, 1992 präsentierte er schließlich „Die Stunde, da wir nichts voneinander wußten“, ein Schauspiel, das in diesen Tagen im Klagenfurter Stadttheater aufgeführt wird.

„Ohne Sprache zu sein, geht nicht mit einem Verlust oder Mangel einher. Eher im Gegenteil. Die Worte sind plötzlich für alles zu klein geworden. Am Ende geht man aus dem Theater voll mit Bildern und weiß, die Stunde, da wir nichts voneinander wussten, das ist jetzt und immer. Und nur die Sprache täuscht uns darüber hinweg, dass jeder in Wahrheit für sich selbst ist und dass es wohl nur die Sprache ist, die die Menschheit davor bewahrt, verrückt zu werden.
Das müssen Sie gesehen haben, denn das haben Sie so noch nie gesehen! (…)“

Kritik von Barbara Frank/ORF, Oktober 2019

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Für zahlreiche Schüler/innen der 2AK sollte die Aufführung durchaus zur Belastungsprobe werden, beinahe sehnsüchtig wartete man – vergeblich – auf die Worte. Die zwölf Darsteller/innen des international besetzten Ensembles von Regisseur Robert Schuster brachten 320 (!) Figuren auf die Bühne, das Stück verzichtete allerdings auf eine durchgängige Handlung. Was dominierte, waren die Bilder und Effekte, die vom Betrachter gedeutet und beliebig verknüpft werden mussten.


Blick hinter die Kulissen

Doch nicht nur die spezielle Aufführung sollte in Erinnerung bleiben. Bereits eineinhalb Stunden zuvor erhielten die Jugendlichen die Möglichkeit, in verschiedene Abläufe am Stadttheater hineinzuschnuppern. Bei einer von Petra Paschinger, der Referentin von Intendant Florian Scholz, geleiteten Führung wurden nicht nur unzählige Stufen erklommen, sondern auch viele organisatorische Facetten des Theaterbetriebs kennengelernt.

So konnte sich die Völkermarkter Abordnung gemeinsam mit Schüler/innen des BG Tanzenberg in der Maske, bei den Perücken und in der Schneiderei ebenso umsehen wie in den Räumlichkeiten der Bühnenmalerei sowie der Technik vor und hinter der Bühne.

Prof. Martin Erian, der die Gruppe begleitete: „Der Abend war in verschiedener Hinsicht eine besondere Erfahrung. Nicht nur Backstage gab es viel zu sehen, das Stück und die Art der Aufführung haben auf besondere Art Eindruck gemacht. Auch so kann Theater aussehen.“

Vier Schüler verfassten anlässlich des Theaterabends einen literarischen Reisebericht – abrufbar auf kultur.hak-vk.at.

Szenenbilder: Stadttheater Klagenfurt/Karlheinz Fessl