Wirtschaftstag2018_Vorbericht (1)

Auch im vergangenen Schuljahr wurden an der Praxis-HAK Völkermarkt zahlreiche Schritte gesetzt, um dem Slogan „Schule der Zukunft“ gerecht zu werden. Nur zwei Monate sollte es dauern, um das vorgeschriebene Jahrespensum einer eEducation.Expert.Schule zu erfüllen, aktuell wird daran gearbeitet, auch die technischen Rahmenbedingungen zu verbessern, um die Arbeit mit Smartphones und Tablets im Unterricht zu erleichtern. Als Grundlage dafür wurden bereits über das gesamte Jahr Fortbildungen abgehalten, um digital unterstütztes Lehren und Lernen an der Berufsbildenden Höheren Schule Südkärntens zum Alltag werden zu lassen.

Neben mehreren Präsenzterminen fand zudem in Zusammenarbeit mit der Virtuellen PH ein Onlineseminar statt, in dem Mitglieder des Kollegiums über drei Wochen im eigenen Tempo und unterstützt durch den regen virtuellen Austausch neue Methoden und Tools kennenlernen konnten. Prof. Martin Erian als eEducation-Koordinator der Praxis-HAK sowie Trainer der Virtuellen PH leitete das Seminar und legte kürzlich Bericht darüber ab.

Der diesjährige Jahresbericht dokumentiert nicht nur die verschiedenen Maßnahmen und Erfolge wie den Sieg beim Starke-Schulen-Award, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung:

Die Zukunft ist digital. Um sie mitgestalten zu können, sind nicht nur Innovation und Kreativität essentiell, sondern auch technisches Know-how. Dass die Praxis-HAK Völkermarkt sich diesen Anforderungen der Zukunft stellt, ist in vielen Projekten deutlich sichtbar. Das stellt sicher, dass die Jugend auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet wird. „Immer einen Schritt voraus“ – diesem Motto wird die Praxis-HAK auch auf dem Weg zur Schule 4.0 gerecht.

– Klaus-Peter Haberl, Landesschulinspektor


Ebenfalls im Jahresbericht zu Wort kommt Thomas Strasser. Der gebürtige Oberösterreicher ist Hochschulprofessor für Fremdsprachendidaktik und technologieunterstütztes Lehren und Lernen an der Pädagogischen Hochschule Wien und führender Experte im Bereich eEducation. Auszüge des Interviews lesen Sie auch hier:

Thomas Strasser

Thomas Strasser, Hochschulprofessor an der PH Wien

Anfang 2017 wurde vom zuständigen Ministerium die „Schule 4.0″ ausgerufen. Befindet sich das Schulsystem tatsächlich im Umbruch?

Einen grundlegenden Wandel im System gibt es noch nicht, aber man reagiert. Positiv dabei ist, dass es nun auch um Pädagogik und Didaktik geht und nicht nur um Infrastruktur, die oft angeschafft wird, ohne dass damit wirklich etwas angefangen werden kann. Die Säulen des Konzepts weisen in die richtige Richtung, auch wenn digitales Lernen als Erweiterung unserer Kulturtechniken noch nicht ausreichend in den Köpfen angekommen ist. Das Lernen findet auch längst nicht mehr nur im Klassenraum statt.

Wie bereit sind Lehrer/innen, aber auch Schüler/innen für die Schule 4.0?

Ich war lange selbst in der Schule und kenne die Probleme. Die Community wächst und viele versuchen, in Eigenregie starke Ideen umzusetzen. In der Volksschule sehe ich noch große Mängel, in der Sekundarstufe ist die nötige Awareness vorhanden. Problematisch finde ich, dass Onlinetools oft immer noch als Zuckerl verstanden werden, als Belohnung. Es geht auch darum, eLearning nicht als Extrafach anzusehen, sondern als Teil des Unterrichtsalltags in allen Fächern. Dafür braucht es passende Fortbildungsangebote und Schulentwicklungsmaßnahmen am Standort.

Sie sind selbst in der Aus- und Fortbildung tätig. Wie motiviert man die Lehrkräfte dazu, digitale Potenziale zu nutzen?

Der Benefit digitaler Tools muss erkennbar sein, dafür braucht es Best-Practice-Beispiele. Wichtiger ist insgesamt aber die Frage, wie wir es schaffen, die Anforderungen der Digitalisierung ins professionelle Mindset einer jeden Lehrperson zu bekommen. Mit Fortbildungen betreiben wir oft nur Symptombekämpfung mit Bauchladencharakter, am Ende geht jeder mit ein paar Tools nachhause. Wir schaffen es dabei nicht immer, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Angebote wie Onlineseminare sehe ich hier aber als eine große Chance zur Weiterentwicklung, ohne zu überfordern.

Durch die Einführung der digitalen Grundbildung steht die Sekundarstufe I im Fokus. Welchen Beitrag können bzw. müssen höhere Schulen und insbesondere Handelsakademien leisten?

Ich selbst bin HAK-Absolvent und sehe gerade für die Berufsbildenden Schulen großes Potenzial, denn hier geht es um einen realistischen Lebensweltbezug. Nur wenn man den Innovationen offen begegnet, kann man die Jugendlichen auf ihre Zukunft vorbereiten. Es geht dabei um zeitgemäße Programme, aber auch um Skills wie den Umgang mit Quellen und den sozialen Netzwerken. Bereiche wie die Übungsfirmen oder auch projektorientierter Unterricht sind für digitale Tools prädestiniert, nicht umsonst sind die HAKs mit eLearning-Projekten immer ganz vorne mit dabei.